Betrachtung der Verbände und des Prüfungsstoffs.

Ich bin ein großer Fan des Sportbootführerschein ( SBF ) See und Binnen.

Auf vielen Reisen, bei unterschiedlichen Kontrollen der Coast Guard, im Umgang mit Hafenbehörden – der deutsche Sportbootführerschein war und ist weltweit immer gerne gesehen.

Dadurch, daß der Sportbootführerschein vom Bundesministerium für Verkehr herausgegeben und somit amtlich ist, wird er von ausländischen Behörden jederzeit als Nachweis über eine nautische Grundausbildung anerkannt.

Dieser Führerschein ist, für jeden Deutschen, der ein Sportboot im In- und Ausland führen will, Pflicht.

Was viele nicht wissen:

Der deutsche Sportbootführerschein See beinhaltet sogar das ICC. Das „International Certificate of Competence“.

So weit so gut.

Seit ich Ende der 80er Jahre meine eigene Ausbildung zum Sportbootführerschein gemacht habe, hat sich im Yachtsport enorm viel verändert.

…und diese Entwicklung ist ganz sicher noch lange nicht zu Ende.

Es gibt eine rasante Weiterentwicklung der Baumaterialien und Bauverfahren bis hin zur modernen GPS gestützten Navigation und digitalen Datenverarbeitung an Bord.

Bordsysteme kommunizieren über Bluetooth und Wlan, Wetterdaten sind praktisch jederzeit und überall verfügbar.

Die Neuerungen überschlagen sich und finden natürlich ebenso rasant Anwendung auf den Yachten, die wir in unserer Freizeit fahren.

Dazu braucht man sich nur die Ausstattungslisten der führenden Vercharterer anzuschauen.

 

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch!

Natürlich hat es größte Wichtigkeit auch ohne diese ganzen elektronischen Systeme eine Yacht sicher führen zu können.

Dazu gehört selbstverständlich das nautische Handwerkszeug, mit Papierseekarte, Peilkompass und Navigationsbesteck umgehen zu können.

Daran besteht nicht der geringste Zweifel.

 

Aber jedoch so zu tun, als hätte der ganze technische Fortschritt nie stattgefunden, die Prüfungsfragen noch auf dem technischen Stand der 80er Jahre zu halten, frustriert alle – moderne Ausbilder und zukünftige Yachtskipper.

…und genau das tun die beiden verantwortlichen Verbände.

Der deutsche Seglerverband DSV und der deutsche Motoryachtverband DMYV.

 

Auf 285 Fragen aus dem aktuellen Fragenkatalog zum SBF See findet man z.B. KEINE EINZIGE Frage zur Satellitennavigation.

Diese ist seit Jahren unumstößlicher Bestandteil der Sport- und Berufsschifffahrt.

Dafür findet man, für den Yachtsportler von allergrößtem Interesse, z.B. Fragen, welche deutsche Behörde für die Zertifizierung von Positionslaternen zuständig sind. WTF?!

 

Verbände, wacht endlich auf! Bei Euch ist seit Jahren Stillstand eingetreten!

 

Noch viel schlimmer:

Ihr habt seit Jahren den Bezug zu uns Ausbildern und, noch viel viel wichtiger, zu den Belangen der Bootfahrer verloren.

Anstelle sich als Dienstleister zu sehen und seine Tätigkeit ausschließlich dem Wohle und den Bedürfnissen der Yachtsportler zu widmen, bekämpfen sich die beiden führenden Verbände gegenseitig mit einer Vehemenz, die an die beiden verfeindeten Lager bei den US Präsidentschaftswahlen erinnert.

…und je nach dem, mit wem man sich gerade unterhält- Schuld an dem Desaster ist der jeweils andere Verband mit seiner unfairen Expansionspolitik.

Auf der Strecke bleibt eine Modernisierung und Anpassung des Prüfungsstoffs auf die Bedürfnisse des modernen Yachtsports.

Um ein Zeichen zu setzen, habe ich mich entschieden, meine DSV Prüferlizenz zurückzugeben und außer den Pflichtführerscheinen SBF See / SBF Binnen keine weiteren deutschen Führerscheine mehr anzubieten / auszubilden.

Sie als  Bootfahrer zahlen für Ihren Führerschein Geld und haben damit das Recht, eine fundierte und zeitgemäße Ausbildung zu erhalten und wirklich das zu lernen, was Sie bei Ihrem zukünftigen Hobby brauchen.

Mein Versprechen ist, daß ich das weiterhin mit viel Leidenschaft und Herzblut genau so und nicht anders machen werde.

Herzlichst, Ihr, Euer,

Frank Siebenhofer

RYA Yachtmaster