Die Top 10 häufigsten Störungen an Bord selbst beheben.

Es gibt selten einen Törn, an dem der Skipper nicht technische Defekte beheben und in die Werkzeugkiste greifen muß. Ich unterscheide zwischen Störungen, die den Komfort an Bord beeinträchtigen ( z.B. defekte Dusche oder Toilette ) und Störungen, die sich bei entsprechender Wetterlage zu einer Gefahr für das Schiff und die Crew entwickeln können ( z.B. defekter Motor, defekte Schaltung / Steuerung )
Im ersten Teil gebe ich Tipps, wie man Fehler behebt, die die Sicherheit der Yacht betreffen. Im weiteren Teil widmen wir uns Störungen, die den Komfort an Bord beeinträchtigen. Die meisten modernen Yachten, die zu einem Charterbetrieb gehören, werden von der Servicecrew vor- und während der Saison meist ordentlich gewartet. Trotzdem kann es durchaus vorkommen, daß eines der vielen tausend Bauteile der Yacht, seinen Dienst quittiert oder einfach nur etwas Pflege und Zuneigung braucht. Meistens sind es nur Kleinigkeiten, die man mit ein bisschen Geschick und dem passenden Bordwerkzeug wieder in Ordnung bringen kann.

Hier meine Top 10 Liste:

Elektrik:

Batterien leer
Häufigste Ursache beim Chartertörn: Unterbrechung der Landstromzuleitung
Prüfen: Leuchtet die 220V Kontrolllampe am Sicherungspanel unter Deck?
Ja: Ist die 220V Sicherung der Yacht in Ordnung / eingeschaltet?
Nein: Landstromkabel eingesteckt? Landstromsicherung ok?
Landstromsteckdose eingeschaltet?
Mein Top Tipp Landstrom:
Bei vielen Landstrom Steckdosen im Mittelmeer muß der Stecker nach dem Einstecken
erst im Uhrzeigersinn gedreht werden um den Kontakt herzustellen.

Steuerrad blockiert

Häufigste Ursache: Autopilot ist aktiviert
Feststellschraube eines oder beider Steuerräder festgezogen
Steuerrad dreht sich leer:
Steuerseil gerissen oder ausgehängt
Hier ist die schnellste Lösung meist nur die Notpinne.

Eher selten, aber dennoch möglich, ist eine Blockade des Ruderblattes durch Fremdkörper. Diese kann sich eventuell lösen, indem man die Yacht einige Meter achteraus ( rückwärts ) bewegt.

Motor: springt nicht an, Anlasser dreht nicht

Häufigste Ursache: Hauptstromschalter ist aus Starterbatterie leer, siehe Batterie Anlasser defekt – wer es sich zutraut: Anlasser zerlegen, reinigen, Kohlen überprüfen.
Mein Top Tipp Anlasser:
Magnetschalter Anlasser hängt – dieser kann mit ein paar kurzen Hammerschlägen auf den Anlasser oft gelöst werden

Motor: springt nicht an, Anlasser dreht

Häufigste Ursache: Dekomressionshebel noch gezogen. Bei vielen Modellen wird der Motor durch manuelles Ziehen des Dekompressionshebels gestoppt. Dieser Hebel wird danach oft nicht wieder in die Nullstellung zurück bewegt. Dieselfilter verstopft – wenn möglich, Filter wechseln oder reinigen. Danach nicht
vergessen die Dieselleitung zu entlüften. Der Ablauf ist meist einfach und der Bedienungsanleitung des Motors zu entnehmen.

Motor läuft normal, stirbt sofort ab, wenn Gang eingelegt wird

Häufige Ursache: Propeller durch Leine oder Netz blockiert.
Mit Taucherbrille und scharfem Messer Propeller freischneiden.

Motor überhitzt / Warnton Motorkontrolle pfeift

Häufigste Ursache: Defekter Impeller (Schaufelrad in der Wasserpumpe) Verstopfter Seewasserfilter, geschlossenes Seeventil Eine Überhitzung des Motors kündigt sich normalerweise einige Minuten vor dem Einsetzen des Warntons durch fehlendes Plätschern durch das ausgestoßene Kühlwasser über den Auspuff der Yacht an. Gleichzeitig werden die Auspuffgeräusche ohne das Kühlwasser deutlich lauter. All das deutet darauf hin, daß im Seewasser Kühlkreislauf ein
Fehler vorliegt, schon Minuten bevor die erhöhte Temperatur im inneren Kühlkreislauf den Alarm auslöst.

Sichtkontrolle:
Seeventil offen?
Seewasserfilter sauber?
Mein Top Tipp Seewasserfilter:
Nach dem Reinigen unbedingt darauf achten, den aufgeschraubten Deckel wieder korrekt und fest zu Verschließen, da sonst das System über den Filter Falschluft zieht, was ebenfalls das gleiche Störungsbild der Motorüberhitzung hervorruft )
Mein Top Tipp Impeller:
Ist der Seewasserzulauf zum Impellergehäuse gestört, ( geschlossenes Seeventil, verstopfter Seewasserfilter ) kann man das erfühlen, indem man einen Finger auf das Impellergehäuse legt. Ist das Gehäuse deutlich warm oder heiß, wurde der Impeller nicht mit Seewasser umströmt. In diesem Fall hat der Impeller mit großer Wahrscheinlichkeit Schaden genommen. Gehäuse unbedingt öffnen und Impeller kontrollieren / tauschen.

Schaltung defekt / es läßt sich kein Gang einlegen

Häufige Ursache:
Der Bowdenzug als Verbindung zwischen Schalthebel und Getriebe ist entweder
ausgehängt oder gerissen. Sichtkontrolle, ob der Schaltimpuls an das Getriebe weitergeleitet wird. Der Fehler liegt meist bei den lose gewordenen Befestigungsschellen des Bowdenzugs.
Ist der Bowdenzug gerissen, hilft vorübergehend nur das manuelle Einlegen des Vörwärtsund Rückwärtsganges durch ein Crewmitglied direkt am Getriebe.
Mein Top Tipp Schaltung:
Die richtige Bedienung der Schaltung direkt am Getriebe sollte für diesen Fall unbedingt Bestandteil der Sicherheitseinweisung zu Beginn des Törns sein.
Mein Top Tipp Motorstörung auf See:
Treten Motorprobleme auf See auf, sollten, wenn nötig, sofort Segel und Anker klar gemacht werden.

Duschwasser läuft nicht ab, obwohl die Pumpe läuft

Häufigste Ursache:
Filter verstopft, Seeventil geschlossen.
Mein Top Tipp Dusche:
Regelmäßig den Vorfilter der Abwasserpumpe reinigen und von Haaren befreien. Die
verwendeten Filter sind meist klein und dadurch oft verstopft.

Toilette pumpt nicht ab / pumpen erfordert viel Kraftaufwand

Häufigste Ursache:
Geschlossene Seeventile
Mein Top Tipp WC:
Je besser die Benutzung der Bordtoilette bei Törnbeginn erklärt wird, desto seltener treten
Störungen auf. Oft wird vor der Benutzung der Toilette nur vergessen, die Seeventile zu öffnen. Dies
merkt man am erhöhten Kraftaufwand beim Betätigen der Pumpe.
Wichtig: Sofort aufhören zu pumpen, weil dadurch das Ventil im Inneren Schaden nimmt.
Seeventile öffnen und den aufgestauten Druck entweichen lassen.
Mein Top Tipp Reparatur Bordtoilette:
Lösen Sie die 8 Schrauben an der Obersseite der Pumpe und entfernen Sie das komplette
Oberteil mit samt dem Pumpenschwengel. Dort entdeckt man meist den Fremdkörper, der
die Pumpe blockiert. Nach dem Zusammenbau sollte die Pumpe wieder normal
funktionieren.

Die ewige Frage: Toilettenpapier in die Toilette – Ja oder Nein?

Bordtoiletten können herkömmliches, dünnes Toilettenpapier in normaler Menge durchaus
verarbeiten.
Ansonsten bringen alle anderen Fremdkörper wie:
Küchenrolle, Ohrenstäbchen, Zahnseide oder Damenhygieneartikel die Pumpe der Toilette
sicher zum Ausfall.